Früher die Nackenpartie, jetzt der Hefeteig: Anna Matscher ist fit im Kneten. Als Masseurin hatte sie es mit verkrampften Muskeln zu tun, nun hilft sie diversen Teigen, sich gehen zu lassen. Dabei hat sie nie vorgehabt, selbst mit dem Schneebesen zu quirlen. „Mein Mann und ich haben den Löwen in Tisens von den Schwiegereltern übernommen und wollten ein gutbürgerliches Gasthaus daraus machen.“ Personal und Köche wurden eingestellt, das Gasthaus lief gut an. Ihre Köche brutzelten und brieten mit Eifer, aber eher auf dem Niveau eines Imbiss.
Sterne
Für Anna und Luis war schnell klar: „Eine Schnitzel- und Spaghetti-Bude, das konnte es doch nicht sein“. So machte sich Anna selbst ran an den Speck, fing mit warmen Vorspeisen und Desserts an und hatte zehn Jahre später dann den Salat: einen Michelin-Stern, den sie am liebsten nie bekommen hätte. Der überschäumende Druck von Gästen und Medien wurde enorm. Alles war plötzlich anders, obwohl doch alles gleich blieb. Nach vier Jahren wurde ihr der Stern wieder abgenommen, nun, in 2007 zum zwanzigjährigen Bestehen des Löwen, hat sie wieder einen.
Anna Matscher über Männerbastionen
„Viele Jahre hat man mich als Köchin in Südtirol sicherlich nicht ernst genommen. Ich denke aber, das lag weniger daran, dass ich eine Frau bin, sondern viel mehr, dass ich Autodidaktin bin. Ich habe mich ja einfach in die Küche gestellt und gekocht. Und dafür auch noch einen Stern bekommen. Eine Auszeichnung, auf die andere ein ganzes Leben lang hinkochen.
Ein paar Jahre lang sind wir abends oft alleine im Lokal gesessen. Der radikale Wechsel von der Schnitzel-Bude zur gehobenen Gastronomie hat uns sämtliche Stammgäste gekostet. Rückblickend haben wir aber nicht mal zu diesen Zeiten bemerkt, auf was wir uns da eigentlich eingelassen haben.
Meine engsten Freunde haben meinen Werdegang in der Küche von Anfang an begleitet. Die haben mich so ehrlich und heftig kritisiert, dass ich von der Küche direkt ins Schlafzimmer in den ersten Stock gelaufen bin und mich erst einmal ausgeheult habe.“