Es ist das Wesen der Legende, dass sie nicht wahr, dafür aber gut erfunden sein muss. Über die Entstehung des Interalpen-Hotels Tyrol erzählt man sich die folgende. Hans Liebherr, Gebieter über einen weltweit tätigen Konzern und Tirol-Liebhaber, hatte auf einer Bergstrecke vom Inntal hinauf in Richtung Seefeld eine Autopanne. Bis Hilfe eintraf, streifte er zu Fuß durch die herrliche Waldlandschaft abseits der Straße. Unversehens kam er an eine Lichtung, auf der sich friedlich allerhand Wild tummelte. Das schönste an diesem Platz jedoch war der freie 360-Grad-Blick auf eine gigantische Bergkulisse und hinab ins Tal. Der Entschluss war gefallen: Hier sollte das Ferienhotel stehen, von dem Liebherr immer geträumt, es aber nirgends vorgefunden hatte. Und sein Name war auch gleich geboren: Interalpen – also zwischen den Alpen. Die wahre Geschichte war wesentlich profaner – aber wer will das heute noch wissen. Das Hotel und seine Umgebung jedenfalls nötigen dem Besucher, gut zwanzig Jahre nach der Eröffnung, noch immer ein wohliges Staunen ab.
Der sechste Stern für die Weite der Räume
Das Interalpen-Hotel Tyrol ist eines der Hotels, das man eher in St. Moritz oder Davos vermutet. Die Großzügigkeit, mit der es angelegt wurde, beeindruckt schon beim Entree und setzt sich über die Restaurant- und Aufenthaltsbereiche bis hin zu den luxuriösen Zimmern und herrschaftlichen Suiten fort. Das Vermächtnis des Gründers ist unverkennbar: Er betonte immer, dass Platz der wahre Luxus der Zukunft ist und wollte, dass sein Hotel in allen Bereichen ein Lebensraum ist, der die Enge und Gedrängtheit des Alltags abstreift, aber auch Geborgenheit bietet. Mag man bei der Anreise ob der Höhe des Bauwerks überrascht sein, spätestens beim Blick aus einem der Zimmer weiß man, dass auch die Architektur des Hauses Teil der räumlichen Erlebnisdimension ist. Selbst von den unteren Etagen aus ist der Rundblick überwältigend. Über die Ausstattung der Zimmer muss man eigentlich kein Wort verlieren. Das Haus ist in der Fünf-Sterne-Kategorie angesiedelt und entspricht dem Rang mit allem, was in dieser Liga „State of the art“ ist. Lediglich die Weite der Räume sollte eigentlich schon mit sechs Sternen belohnt werden.
Der Wellness (T)Raum
Gerne verfrachtet man Hotels heute in die üblichen Schubladen: Entweder ist es ein Wellness-Hotel oder ein Sporthotel oder ein Kinderhotel oder ein Gourmet-Hotel. Doch wo kommt man hin, wenn sich ein Hotel all diesen Klischees entzieht und so viel bietet, wie alle spezialisierten Häuser zusammen? Man kommt am besten in das Interalpen-Hotel. Zum Beispiel in die Wellness-Landschaft. Mit über 5.000 qm Fläche ist sie schon in der Dimension ohne Vergleich. Das Tiroler Saunadorf allein hat die Größe eines kleinen Städtchens, in welchem die Aufgüsse wie kleine Feste inszeniert werden. Im Ruheraum räkelt man sich vor einem herrlichen Kamin und genießt Bergblick oder man nickt selig auf einem der Wasserbetten ein. Das Hallen-Schwimmbad hat sportliche Abmessungen, im Außenbecken schwimmt man, von leichtem Dampf eingehüllt, in einem herrlich angelegtem Alpengarten. Das Beauty-Spa gehört mit zum Schönsten und Gepflegtesten, was man in unseren Breiten finden kann. Besonders zu empfehlen ist das Hamam, das man sich unbedingt zu Zweit gönnen sollte. Auch im Fitness-Center bleibt kein Wunsch offen, wer möchte, kann sich den „personal fitness coach“ dazu buchen.
Vier Hauben für ein Gaumenfest
„Unsere Chef-Köche haben vier Gault Millau-Hauben“, meint Hoteldirektor Dietmar Neuner augenzwinkernd, um dann gleich über seine gastronomische Mathematik aufzuklären. Zwei der Hauben sammelte in seiner bisherigen Karriere der junge Starkoch Christoph Zangerl ein, die beiden anderen sein ebenso junges Pendant Marcus G. Lindner. Beide haben darüber hinaus je 16 Punkte bei Gault Millau eingeheimst und, ganz nebenbei, einen der raren Sterne im Michelin. In der Tat gibt es nicht viele Hotels im Alpenraum, die so viel Geschmacks-Kreativität in einer Küche versammeln. So lässt man sich von den beiden Meistern und ihrem Team willig in die lokalen und internationalen Szenarien entführen, gerne auch bei einem „Show-Cooking“, für das die jüngst erfolgte Erweiterung des Restaurants die passende Bühne schuf. In der rundum und oben verglasten Pergola ist das Auge manchmal in der leichten Verlegenheit, wohin es blicken soll: auf die vom Mond beschienenen Bergketten, auf den makellosen Sternenhimmel oder doch auf die wirbelnden Hände der Köche.
Die Grenzenlosigkeit des Möglichen
Der Hotelgründer hatte eine große Vision von der Vielfalt der Möglichkeiten, die in der natürlichen Umgebung des Interalpen-Hotels geborgen sind. Viele kamen sofort, viele erst nach und nach zum Tragen. So liegt beispielsweise der 18-Loch-Golfplatz Seefeld-Wildmoos, von David Harradine raffiniert angelegt, direkt zu Füßen des Hotels. Er gilt heute als einer der schönsten in Europa. Die Möglichkeiten des Bergsports muss man angesichts der Umgebung nicht näher besprechen. Sie sind schlicht und ergreifend umfassend. Tennis und Reiten, Walken und Biken, Canyoning und Rafting, Fischen und Jagen sorgen für weitere Abwechslung zur Sommerzeit. Im Winter liegen die Loipen der Olympiaregion Seefeld-Leutasch vor der Hoteltüre. Für familiären Skilauf findet man in Seefeld reichlich Pisten, wer’s anspruchvoller mag, für den sind die Skigebiete der Axamer Lizum, des Kühtai oder des Ötztals den berühmten Steinwurf entfernt. Kulturell bieten sich das nahe Innsbruck (30 km) und die Metropole München (130 km) an. Doch, ehrlich gesagt, wer will dort eigentlich hin, wenn er endlich in diesem wunderbaren Hotel angekommen ist und seine Augen nicht mehr von dem überwältigenden Panorama lösen kann?