Zugige Berghütten waren gestern – in den Bergen ist der Luxus angekommen. Exklusive Eigenheime sind gefragt, der Immobilienmarkt boomt auf der Alm.
Ganz ausgedient hat die Berghütte allerdings nicht, denn klassische Wohnräume sind hoch im Kurs. Allerdings sollten sie mit allen Annehmlichkeiten des modernen Wohnens ausgestattet sein. Die Verbindung bestehender Substanz mit neuen Elementen steht ganz im Trend, so werden moderne Wohnlandschaften mit traditionellem Charakter geschaffen. Luxus lautet die Maxime.
Aus alt mach neu
Diesen Luxus suchen auch immer mehr Menschen im Tiroler Bergland. Besonders groß ist die Nachfrage nach Bauernhöfen im Topimmobiliensegment. Dabei geht es aber den wenigsten Interessenten um eine tatsächliche landwirtschaftliche Nutzung – im Vordergrund stehen Optik und Flair eines alten Bauernhauses. Für Nachteile alter Gebäude, wie etwa kleine Fenster, niedrige Räume oder knarrende Böden, hat ebenfalls kaum ein Käufer etwas übrig. Die Anforderung lautet: traditionelle Optik, modernes Wohlgefühl. Um dem Rechnung zu tragen, hat sich ein neuer Trend entwickelt: Alte Bauernhäuser werden teilweise komplett abgebaut und rund um moderne Häuser neu errichtet. So fügt sich etwa der klassische Balkon an die wärmegedämmte Fassade, und der Holzboden auf die schalldämpfende Betonunterschicht.
Traditionell trifft modern
Die Nachfrage ist groß, der Markt aber umso kleiner. Durch eine rechtliche Einschränkung kann man einen echten Bauernhof in Tirol ohnehin nur dann kaufen, wenn man eine entsprechende Ausbildung und seinen Hauptwohnsitz im Bundesland Tirol hat. Doch auch ganz allgemein ist die Nachfrage nach revitalisierten Immobilien wesentlich größer als das Angebot. Ebenso gefragt wie luxuriös sind in Tirol deshalb auch neue Immobilien im Topsegment. „Besonders in der Gamsstadt verzeichnen wir eine hohe Nachfrage nach exklusiven Immobilien“, bestätigt das Immobilienunternehmen „Living De Luxe“. Bei den
Luxusimmobilien in Kitzbühel wird auf die Kombination von Tradition und Moderne sowie alpinen Schick gesetzt. Denn das Klientel ist anspruchsvoll: „Kitzbühel gilt als die Topadresse der High Society – diese Exklusivität müssen die Immobilien widerspiegeln. Das bedeutet alpinen Schick und Naturstoffe wie Holz kombiniert mit viel Glas und modernen Materialien, beispielsweise Edelstahl.“ Für die noblen Objekte muss aber auch ziemlich tief in die Taschen gegriffen werden: Kosten von bis zu einigen Millionen Euro erwarten die Käufer.
Leben am Luxusbauernhof
Auch in Tirols Nachbarbundesland Vorarlberg boomen luxuriöse Eigenheime. Rund um den Bodensee sind derzeit diverse neue Immobilien im Bau oder bereits fertiggestellt. Paradebeispiel ist etwa das Projekt „Marina B“: Die exklusiven
Wohneinheiten mit Seeblick des Unternehmens Bauart sind nahe des Yachthafenbeckens angesiedelt und zeichnen sich unter anderem durch ein Tagescafé im Erdgeschoss aus. Die Investitionssumme beträgt etwa vier Millionen Euro. Aber auch im prestigeträchtigen Skigebiet Lech-Zürs entstehen in einem aufgelassenen Hotel Luxuswohnungen. Sie werden im Urzustand übergeben, den Umfang der Renovierung bestimmen die Käufer selbst. Doch auch hier macht sich ein Trend bemerkbar: Altholz und viel Glas, klare Linien und modernes Design bestimmen die Neugestaltung der luxuriösen Domizile. Immobilienspezialisten von Engel & Völkers bescheinigen den benachbarten Orten Lech und Zürs Toplage, Lech am Arlberg ist dementsprechend auch das teuerste Pflaster im „Ländle“. Bis zu 20.000 Euro zahlt man dort für einen Quadratmeter Wohnfläche.
Landschaftswechsel: Auch in Salzburg hat der Traum vom Leben am Luxusbauernhof Hochsaison. Ähnlich wie in Tirol grätschen aber hier Angebot und Nachfrage weit auseinander. Denn im Salzburger Land darf ein Haus, das zum Zeitpunkt des Verkaufs landwirtschaftlich genutzt wird, lediglich kaufen, wer selbst Landwirt ist oder den Bauernhof zumindest weiter bewirtschaften kann. Dem Wunsch nach dem Luxus am Land tut diese Einschränkung aber keinen Abbruch, die Nachfrage ist seit Jahren konstant hoch. Wer Glück hat und dennoch eines dieser Kleinode findet, der muss dafür 3.000 bis 4.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bereitlegen.
Sehnsucht nach ländlicher Idylle
Egal, ob in Tirol, Vorarlberg oder Salzburg: Nicht nur die Ansprüche ans Landleben haben sich geändert, auch die Zielgruppe ist eine andere geworden. Während dem Rückzug aufs Land früher oftmals die Pensionierung vorangegangen ist, wird das luxus- und landhungrige Klientel heute immer jünger. Es sind vorwiegend die 30- bis 40-Jährigen, die es hinaus in die Natur zieht – Künstler wie Karrieristen, Heimkehrer wie Daheimgebliebene. Was sie eint, ist die Sehnsucht nach Wohnkomfort und exklusiver Landidylle.
