Laas ist „steinreich“, sein „weißes Gold“ ist im ganzen Dorf zu sehen, wenn auch eher unscheinbar.
Der Steinreichtum von Laas ist versteckt im Inneren des Jennwandstocks und des Weißwantlbruchs oberhalb von Göflan, einem Teil des 50 Kilometer langen und 40 Kilometer breiten Ortlergebirges. 30.000 Millionen Kubikmeter Marmor vermutet Experte Franz Waldner, Direktor der Berufsfachschule für Steinbearbeitung, in Laas. Auf 1.526 Meter im Untertagebau und 2.170 Meter im Tagebau wird der Marmor gewonnen. Da der Bruch mitten im Nationalpark Stilfserjoch liegt, ist der Abbau mit strengen Auflagen verbunden.
Im Tal angekommen, wird das „Weiße Gold“ gelagert
Gegenüber vom Laaser Bahnhof türmt sich ein hundert Mal zwanzig Meter großer Marmorberg. Angst vor Plünderungen? Die Laaser bleiben gelassen: Falls es jemandem gelingen sollte, einen tonnenschweren Marmorblock mitgehen zu lassen, „dann soll er ihn haben.“
Abu Dhabi und USA
Der reinste und beste Marmor geht direkt an Großkunden in aller Welt. Seit Januar 2006 fährt jeden Tag ein LKW nach Abu Dhabi und bringt die weiße Ware direkt zum Kunden. Für die erste Moschee des Landes ist das Beste gerade gut genug. Der umfangreichste Auftrag wurde im Jahr 1946 von den USA geordert. Über 20 Jahre lang lieferte Laas an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die USA ließen 86.000 Grabkreuze für 1.500 Dollar das Stück für ihre im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten anfertigen. Die Kreuze kennt jeder. Dass der prächtige Stein aus Südtirol kommt, wissen die wenigsten.
Kein anderer Stein ist vergleichbar mit Laaser Marmor
Im Museum of Modern Art in New York, im Taj Mahal von Agra, im Buckingham Palace in London, in Tokio, Wien, Hongkong, Abu Dhabi und Berlin: Die bekanntesten Bauwerke und die interessantesten Städte der Welt leisten sich ein Stück Südtirol. Warum? Oft sind es die Künstler und Architekten, die Druck bei ihren Bauherrn machen. Schon der bayerische Hofbildhauer Ludwig Schwanthaler meinte, „der Carrara ist Käse, der Laaser ist lebendig.“ Aufgrund seiner vorzüglichen chemischen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften wollen Bildhauer, die einmal mit Laaser Marmor gearbeitet haben, keinen anderen Stein mehr in die Hand nehmen.