Almenröder Bank ist in der Lehne eingeritzt. Die Schwester seines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Jugendfreundes, welcher der Bank ihren Namen gab, ließ sie einst aufstellen. Seit den Anfangsjahren des Hotels um 1900 lassen sich hier Wanderer und Erholungssuchende nieder und genießen die Landschaft. Die „Almenröder Bank“ befindet sich eineinhalb Stunden Fußmarsch entfernt vom Hotel Zirmerhof. Das im Jahr 1890 eröffnete Hotel, das heute vom Sohn Perwangers geführt wird, liegt hoch über dem Etschtal, bis Bozen sind es rund 45 Minuten. Abgeschieden und eingebettet in fast unberührte Natur auf etwa 1.800 Metern Höhe genießen seine Gäste vom Frühstücksraum und der Terrasse den Panoramablick auf die vergletscherten Gipfel des Ortlergebirges im Osten und die Ötztaler und Stubaier Alpen im Norden Südtirols.
Bänke als Geschenke
Aristokraten, Geheimräte, Künstler und Wissenschaftler aus Wien, Leipzig und Berlin waren die ersten Urlauber im Zirmerhof. Sie wussten um die heilsame Wirkung der alpinen Landschaft. Sie suchten in Südtirol das, was ihnen keine Großstadt bieten konnte: Natur pur und ungestörte Entspannung. So begannen die Zirmer-Gäste bereits vor 35 Jahren, Bänke zu stiften, um ein Stück dieser schönen Landschaft ihr Eigen nennen zu können. „Insgesamt gibt es 53 auf unserem Land. Jedes Jahr kommen etwa drei neue hinzu“, erzählt Joseph Perwanger. Meist sind es Stammgäste, die eine Bank aufstellen lassen. Sie fühlen sich dem Hotel und der Umgebung verbunden. So auch die Herren, die seit rund 40 Jahren jedes Jahr zu Fronleichnam für ein langes Wochenende auf den Zirmerhof kommen. Für besonders verdiente Mitglieder ihres Clubs aus dem fränkischen Pappenheim stifteten sie jeweils eine Bank. Etwa fünf Minuten vom Hotel entfernt gruppieren sich jetzt die „Vier Pappenheimer“ um einen Tisch. „Wie ein Denkmal kommt mir das vor“, sagt Perwanger. Und ein wenig geheimnisvoll sehen sie aus, so wie sie da stehen. Sie scheinen nur darauf zu warten, dass sich jeden Moment distinguierte Herren auf sie setzen und anfangen zu debattieren.
Streit mündet in Jedermann Bank
500 Euro kostet es, eine Bank zu stiften. Der Tischler Peter Lantschner aus Radein baut die Bänke in der zweiten Generation. „Sie sind aus Lärchenholz, haben alle den gleichen Neigungswinkel und auf allen sitzt es sich gleich bequem“, meint Joseph Perwanger. Zu jeder Bank hat Joseph Perwanger eine Anekdote im Kopf. Besonders kurios ist die Entstehungsgeschichte der „Jedermann Bank“: Als eines Tages vor etwa 35 Jahren die beiden Stifterinnen der „Mariellenbank“ wie an jedem ersten Tag ihres Urlaubs ihre Bank besuchen wollten, fanden sie diese zu ihrer Entrüstung besetzt vor. Zwei andere Damen hatten es sich auf ihrer Bank bequem gemacht und weigerten sich, diese freiwillig zu räumen. Es entbrannte ein lautstarker Streit zwischen den vier Frauen inmitten der sonst so friedlichen Bergwelt, der mit einem Sieg der rechtmäßigen Bank-Stifterinnen endete. Die beiden Unterlegenen bestellten umgehend ihre eigene Bank bei Joseph Perwanger. Und dem nicht genug, bestanden sie darauf, dass diese nicht nur direkt neben der „Mariellenbank“ aufgestellt werden, sondern auch noch einen bezeichnenden Namen tragen solle: „Sie wurde ,Jedermann Bank‘ getauft, weil die Frauen jedem Wanderer das Recht gewährten, darauf Platz zu nehmen, um die Natur zu genießen und sich die Zeit ein wenig vertreiben zu können“, erinnert sich Perwanger schmunzelnd. Dann lehnt er sich zurück, lässt den Blick über die Berglandschaft schweifen und denkt an die vielen Geschichten, die ihm die „Almenröder Bank“ erzählt.
Bedeutung der Bank im Gestern & Heute
Im Mittelalter nahmen nur Personen auf einer Bank Platz, die einander auch gleichgestellt waren. Adlige durften nicht neben dem gemeinen Volk sitzen und umgekehrt. Daher stammt auch der Ausdruck „durch die Bank“, was so viel wie ohne Unterschied bedeutet. Im bäuerlichen Vorgarten ist die Bank neben der Haustür ein Muss. Am Eingang und als Wartebank an der Straße wird dieser Platz zum Ruhepunkt und somit ein Gegenpol zum hektischen Treiben der Straße. Die romantischste Bank Südtirols befindet sich in der Höhle im Innern eines gespaltenen, 600 Jahre alten Kastanienbaums in Schenna. Ein Liebesversprechen, das zwei sich im Stamm dieses Kastanienbaums zuflüstern, soll von ganz besonderer Wirksamkeit sein.